Bietigheim-Bissingen Großprojekt im Ellental bewegt die Gemüter

Von Uwe Mollenkopf
Die Bürgerinformationsveranstaltung in der Kelter stieß auf großes Interesse. Foto: /Oliver Bürkle

Rund 220 Bürger kamen in die Kelter, um sich über die Planungen für eine Multifunktionshalle und ein Hotel zu informieren. Anwohner befürchten Verkehrsprobleme aufgrund des Vorhabens.

Wir wollen Raum für eine konstruktive Auseinandersetzung bieten“, sagte Oberbürgermeister Jürgen Kessing am Donnerstagabend einleitend. Die Stadtverwaltung hatte im Rahmen der frühzeitigen Bürgerbeteiligung im Bebauungsplanverfahren über den Bau einer Multifunktionshalle mit Einzelhandel sowie eines Hotels im Ellental nördlich der EgeTrans-Arena (die BZ berichtete) eine Informationsveranstaltung in der Bietigheimer Kelter organisiert. Dies stieß auf große Resonanz: Die 180 bereitgestellten Stühle reichten nicht aus, einige Besucher mussten stehen. Circa 220 Bürger nahmen an der Veranstaltung teil, für den OB ein Zeichen, dass das Thema die Gemüter bewege. Kessing versicherte: „Wir nehmen berechtigte Einwürfe auf und prüfen alles.“

Sportquartier als Einheit

Meinungsäußerungen gab es dann in der Tat viele, nachdem zuvor Simon Michels vom Vorstand des Investors, der Thesauros Asset Management AG aus Köln, und Miriam Rieger, die Leiterin des Stadtplanungsamtes, die Planungen für das Projekt skizziert hatten. Michels betonte dabei, Ziel sei die Schaffung eines Sportquartiers mit Arena und Multifunktionshalle als Einheit. Es gebe noch keine Studien, die Planungen seien noch im Fluss. Auch Rieger erklärte, es würden noch Gutachten zu verschiedenen Themen wie Verkehr, Parken oder Umwelt eingeholt, die in den Bebauungsplan eingearbeitet werden müssten. Man gehe meistens anders in ein Bebauungsplanverfahren hinein als man wieder herauskomme, sagte Kessing.

Ein Hauptthema, das seitens der Bürger vorgebracht wurde, war der Verkehr. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie das Verkehrskonzept funktionieren soll“, sagte ein Anwohner aus dem Gebiet Kreuzäcker/Ellental. Dies vor dem Hintergrund, dass die EgeTrans-Arena 4500 Besucher fasst und die geplante neue Halle über 2500. Hinzu kommen im Sommer die Freibadbesucher. Es gebe jetzt schon ein Verkehrschaos bei Veranstaltungen in der Arena, war zu hören. „Ich mache mir Sorgen um die Schwarzwaldstraße“, so ein weiterer Anwohner. Einige forderten deshalb ein Gesamtkonzept für das Gebiet.

Zu den geäußerten Bedenken zählte auch der entstehende Lärm durch den Straßenverkehr wie auch infolge der Außengastronomie, die – neben einer Gastronomie im Hotel – zwischen Hotel und Multifunktionshalle vorgesehen ist. Als Argument gegen einen Lebensmittelmarkt wurde geäußert, dass es in der Nähe schon einen Lidl gibt. Kessing sah den Bedarf indes noch nicht als gedeckt an.

Baubürgermeister Michael Wolf erklärte zum Thema Verkehr, eine Sogwirkung „kann man nicht wegdiskutieren“. Die Auswirkungen beim Thema Lärm würden aber untersucht, beim Verkehr werde ein Gesamtkonzept erarbeitet.

Freibad früher schließen?

„Die Verkehrsfragen überraschen uns nicht“, sagte OB Kessing. Man könne dies jedoch steuern, indem Veranstaltungen nicht gleichzeitig stattfänden. Seine Idee, notfalls das Freibad schon um 19 Uhr zu schließen, sorgte aber für Lacher. Willi Michels, Vorstandssprecher von Thesauros, erklärte dazu, Handballspiele in der zweiten Liga wie auch Konzertveranstaltungen würden lange im Voraus geplant, sodass man sich abstimmen könne.

Zum mehrfach angesprochenen Parkproblem – laut Kessing fallen 200 bestehende oberirdische Plätze und die Wohnmobilstellplätze dort weg, dafür plant der Investor 100 Tiefgaragenplätze und 30 oberirdische Stellplätze – sagte Michels, dies sei „eines der kritischsten Themen überhaupt“. Man ringe selbst auch darum, mehr Plätze zu schaffen, doch bei einer Erweiterung der Tiefgarage nach unten stelle sich die Frage, ob es dann noch wirtschaftlich sei. Kessing verwies auf die zahlreichen Parkplätze drumherum.

Noch kein Betreiber für Hotel

Bedenken wegen des Hotels äußerte Tabea Böser vom Hotel Otterbach. Sie bezweifelte die Aussage Kessings, dass ein Bedarf an weiteren Hotelbetten in der Stadt da sei, zudem es ja auch noch Planungen im Parkhotel gebe. Sie könne aus ihrer Sicht auch nicht bestätigen, dass Übernachtungsmöglichkeiten für Gruppen fehlten. Ein Hotel mit 160 Betten bedrohe die Existenz der kleineren Hotels in der Stadt. Willi Michels erklärte dazu, der Bedarf in dieser Größenordnung sei analytisch ermittelt worden. Die Einwände müsse man aber sehr ernst nehmen. Das Konzept sei zwar auch ohne Hotel tragfähig – aber nur, wenn die übrigen Säulen des Vorhabens für die Wirtschaftlichkeit sorgten. Eine Halle allein funktioniert laut OB Kessing nicht. Einen Betreiber für das Hotel gibt es laut Michels noch nicht, wohl aber namhafte Interessenten.

Geld von „Investitionspartnern“

Auf die Frage von Bastian Fischer (Hotel Eberhards), wer hinter dem ganzen Konzept stehe, versicherte Willi Michels, es gebe niemanden, der im Hintergrund die Fäden ziehe: „Es gibt keinen Master Mind.“ Wohl aber habe man „Investitionspartner“, um das Vorhaben finanziell zu stemmen. Wer diese sind, blieb offen. Zweifeln an der Seriosität des Investors und dem Vergleich mit der Benko-Pleite entgegnete Michels, Thesauros müsse der Stadt ein Finanzkonzept vorlegen. Und wenn die Verträge der Prüfung nicht standhielten, „gibt es kein Projekt“. Man wolle zudem als Betreiber der Halle auch in der Stadt bleiben.

Ausdrücklich froh über den Investor zeigten sich mehrere Redner, darunter Günter Krähling, Vorsitzender des TSV und des Stadtverbands für Sport. Die Vereine plädierten seit über 20 Jahren für eine Sporthalle, wenn man es jetzt nicht schaffe, „sehe ich auf absehbare Zeit keine Chance mehr“, so Krähling.

Sollte der Gemeinderat den Bebauungsplan, der noch am Anfang steht, genehmigen, will der Investor den Bau in zwei Jahren über die Bühne bringen.

 
 
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