SG BBM Bietigheim Deutscher Meister stößt Tür zum Final Four weit auf

Von Michael Nachreiner
Obwohl immer noch von ihrer Sprunggelenkverletzung gehandicapt – sie war bei der Nationalmannschaft umgeknickt –, stellte sich Kelly Dulfer (Zweite von links) in den Dienst der Mannschaft. Foto: /Marco Wolf

Die SG BBM Bietigheim gewinnt das Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Odense Håndbold mit 30:26 (15:12) – praktisch ein Start-Ziel-Sieg. Vor allem die Abwehr ist überragend.

Schon der erste Abschluss von Odense hatte an diesem Sonntagnachmittag Symbolcharakter. Maren Aardahl war gut frei gespielt worden. Doch die Kreisläuferin traf nur den Pfosten, von wo der Ball auf die Torlinie kullerte und dort liegen blieb. Das Glück aus dieser Situation benötigten die Handballerinnen der SG BBM Bietigheim im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinales gegen den dänischen Vizemeister nicht wirklich. Die Ellentälerinnen schlugen Odense Håndbold praktisch in einem Start-Ziel-Sieg mit 30:26 (15:12) und stießen damit die Tür zum Final Four in Budapest ganz weit auf. „Wir sind sehr glücklich, dass wir zum ersten Mal überhaupt in der Champions League gegen Odense gewonnen haben“, erklärt SG-Trainer Jakob Vestergaard. „Wir wollten unbedingt mit mehr als zwei Toren wie in den Playoffs gegen Ikast gewinnen. Denn in Odense wird es nicht leicht.“

Xenia Smits dankt den Fans

Xenia Smits wusste noch in der Halle direkt, wem die Bietigheimerinnen den Heimsieg in der Ludwigsburger MHP-Arena auch zu verdanken hatten: den 2417 Zuschauern, die meisten SG-Unterstützer. „Dank euch Fans gehen wir mit plus Vier ins Rückspiel in Dänemark“, erklärt die Kapitänin der SG BBM.

Mit einer aggressiven und konzentriert agierenden Abwehr zogen die Gastgeberinnen den Däninnen bereits in der Anfangsphase den Zahn. Die Odenserinnen waren so beeindruckt, dass ein ums andere Mal ein Pass ins Niemandsland ging oder Würfe das Tor verfehlten. „Die Bietigheimerinnen haben wirklich ein gutes Spiel gezeigt. Sie waren vor allem sehr effektiv. Und wir haben uns zu viele technische Fehler geleistet – die Bietigheimerinnen haben uns aber auch dazu gezwungen“, erklärt Odenses Aardahl.

Im Angriff verschleppten die Gastgeberinnen etwas das Tempo, ließen den Ball durch die eigenen Reihen laufen und setzten sich bis zur elften Minute auf 8:2 ab. „Wir wussten, dass wir aufpassen müssen mit dem Tempo und klug spielen müssen. Deshalb sind wir ins Sechs-gegen-sechs gegangen, wenn wir keine Chance auf einen Tempogegenstoß hatten“, berichtet Vestergaard. „Und als wir dann mit drei, vier Toren führten, wäre es schlecht gewesen, ins Tempo zu gehen. Da war wichtig, Zeit von der Uhr zu nehmen.“

Ole Gjekstad sah sich schon in der achten Minute zur ersten Auszeit gezwungen. Diese fruchtete auch nach ein paar Minuten. Bis zur 21. Minute hatte Odense den Rückstand beim 9:9 wieder ausgeglichen. Vor allem Kelly Dulfer agierte in der Offensive gehandicapt durch ihre Sprunggelenkverletzung unglücklich, trafen keinen ihrer sechs Würfe. „Ich spüre die ganze Zeit Schmerzen im Knöchel. Es ist sehr frustrierend“, erklärt die niederländische Rückraumspielerin der SG.

SG verteidigt Vorsprung clever

So unglücklich Dulfer auch im Angriff agierte, so wertvoll war die 30-Jährige aber in der Abwehr, schloss mit ihrer Erfahrung immer wieder Lücken und machte gegnerische Spielerinnen fest. Da ihre Mannschaftskameradinnen ebenfalls an ihre Leistung aus der ersten Halbzeit anknüpften, ließen die Bietigheimerinnen die Odenserinnen nicht mehr herankommen. Durch zwei Treffer von Inger Smits in Folge, die wieder vor Spielfreude sprühte, setzte sich die SG sogar auf 22:16 ab (40.) und zwang Gjekstad zur nächsten Auszeit.

Zwar kamen die Däninnen auch, weil SG-Kreisläuferin Kaba Gassama zwei Mal freistehend an Torfrau Althea Rebecca Reinhardt scheiterte, wieder auf 22:25 heran (50.). Doch die Bietigheimerinnen ließen die Gäste nie weiter heran kommen. Und als Gassama rund zweieinhalb Minuten vor dem Ende zum 29:24 traf, war das Spiel entschieden. „Es sieht gerade sehr schlecht für uns aus. Aber vier Tore aufzuholen ist natürlich noch möglich“, berichtet Odense-Trainer Gjekstad. „Wir können mit unserer Leistung aber nicht zufrieden sein. Vor allem im Angriff hatten wir Probleme.“

Stimmen zum Spiel

Antje Döll, 
Rechtsaußen der SG BBM: Vor dem Spiel hat uns Trainer Jakob Vestergaard gesagt, dass in solchen K.o.-Spielen die Defensive das Wichtigste ist. Und ich glaube, wir haben richtig gut verteidigt. Im Sechs-gegen-sechs hatten wir den Flow und haben füreinander gekämpft. Wir wissen aber, dass uns ein schweres Rückspiel in Odense bevorsteht. Wir werden jedoch für unseren Traum vom Final Four kämpfen.

Kelly Dulfer, Rückraumspielerin des Deutschen Meisters: Wenn wir vorher gewusst hätten, dass wir mit vier Toren Unterschied gewinnen, wären wir alle zufrieden. Doch jetzt ist es doch etwas enttäuschend, dass wir nach der letzten Auszeit unseren Vorsprung nicht verteidigt haben und nicht mit sechs, sondern nur mit vier Toren Unterschied gewonnen haben. Aber sechs Treffer sind mehr als vier. Wenn die Partie in Odense in einer Woche anfängt, sind wir schon 4:0 vorne. Und wenn wir wieder so spielen wie in Ludwigsburg, ist es genug, und wir fahren zum Final Four nach Budapest. Das ist unser großer Traum.

Maren Aardahl, Kreisläuferin des dänischen Vizemeister und ehemalige Spielerin der SG: Ich bin gerne wieder hier in Ludwigsburg. Noch schöner wäre es aber gewesen, wenn wir in Bietigheim gespielt hätten und ich altbekannte Orte hätte besuchen können. Mit dem Ergebnis bin ich natürlich nicht zufrieden. Die Bietigheimerinnen waren super eingestellt. Sie spielen jetzt viel besser als vor Weihnachten in der Gruppenphase. Vor allem deren 29:42-Niederlage bei uns Ende Oktober war ein Spiel, in dem bei uns alles funktionierte und bei ihnen überhaupt nichts.

Yara Ten Holte, Torhüterin von Odense: Wir können mit unserer Leistung überhaupt nicht zufrieden sein. Wir haben zu viele Fehler gemacht. Im Viertelfinale ist jetzt aber praktisch erst Halbzeit.

Inger Smits, Bietigheimer Spielmacherin: Die Woche krank hat auch ein bisschen gutgetan. Zwar baut der Körper ein bisschen ab, wenn man flach liegt. Aber vom Kopf her tut das auch mal gut. Dass fünf Holländerinnen auf der anderen Seite bei Odense spielen, ist nicht Extra-Motivation. Man will halt gewinnen, man weiß aber gegenseitig, was die andere macht. Die Odenserinnen haben einfach eine gute Mannschaft. Wir haben sie aber nicht ins Spiel kommen lassen. Als Mittespielerin ist das in mir drin, ich muss immer ansagen, was gespielt werden soll. Und wenn ich nicht auf der Platte stehe, dann mache ich das auch gerne von der Seite.

 
 
- Anzeige -